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Halt! "Die Klappe"

Mechanisches Theater, Göttingen
Die Schenkung Vornholt, Köhler, Schütz

Eine Ausstellung der Sammlung Puppentheater / Schaustellerei
12.02.10 bis 30.01.11

Im Jahr 2009 konnte von der Sammlung Puppentheater / Schaustellerei eine bedeutende Schenkung angebahnt werden, die nun erstmals in einer Überblicksausstellung der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Der künstlerische Nachlass des 1957 von Alfred F. Köhler, Ulrich Oelssner und Hans C. Schultz in Göttingen gegründeten Theaters "Die Klappe" verkörpert den avantgardistischen Umbruch im westdeutschen Figurentheater der Nachkriegszeit und führt die produktiven Wechselwirkungen von darstellender und zeitgenössischer bildenden Kunst vor Augen.


Die Bühne war mit ihren pantomimischen Szenenprogrammen zu elektronisch verfremdeten Klang- und Musikcollagen repräsentativ für das moderne Figurentheater der jungen Bundesrepublik Deutschland. Mit den in ihrer Wirkung auf reine Materialeigenschaften, Mechanik und Bewegung konzentrierten Figuren und mobilen Plastiken orientierte sich die Bühne künstlerisch an den Figurenexperimenten am Bauhaus in Weimar 1920-1933 sowie an der in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre international aufkommenden kinetischen Kunst. 1963 gastierte "Die Klappe" mit "akustisch-motorischen Szenen für Marionetten" im Beiprogramm der documenta 3 in Kassel, die dieser Kunstrichtung mit Vertretern wie Jean Tinguely, Harry Kramer, Günther Uecker und Otto Piene zum Durchbruch verhalf.


Mit der Bezeichnung "mechanisches Theater" verabschiedete "Die Klappe" die konventionelle Marionette als verhülltes technisches Gebilde und Abbild menschlicher Physiognomie und setzte dramaturgisch an ihre Stelle die theatrale Darstellung der Motorik von Handlungsabläufen. In der Absicht, die Theaterpuppe aus einer mehr oder minder der literarisch vermittelten Erzählung dienenden Funktion herauszulösen, wurde die epische Struktur der Szenen mit der bildnerischen Gestalt der jeweiligen Figurenschöpfungen eng verwoben. Im Ergebnis entstanden zunächst fremdartig wirkende Objekte der bildenden Kunst, die erst als bewegte Plastiken im Bühnenraum eine darstellerische Autonomie erlangten.


Aus dieser Ära der produktiven Aneignung brachliegender Potentiale des Puppenspiels in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts besitzt die Sammlung Puppentheater / Schaustellerei eine Reihe prominenter Belege, deren Qualität und Umfang einen eigenen Schwerpunkt der Kollektion bilden. Die hier vorgestellte Schenkung aus Familienbesitz stellt eine hervorragende Erweiterung dieses Sammlungsbestandes dar. Wir bedanken uns daher bei Frau Maria Vornholt / Göttingen, Frau Elisabeth Köhler / Kassel, Frau Barbara Schütz / Berlin und Frau Juliane Köhler / München für die Überlassung des künstlerischen Nachlasses von Alfred F. Köhler (*1927-2004; Künstlername Ben Vornholt), der das Theater bis 1997 mit seinen Figurenschöpfungen geprägt hat.

 




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